Mehr erledigen – ohne erledigt zu sein!
Warum spuken gerade kurz vor dem Jahreswechsel Aufgaben im Kopf herum, bringen uns nachts um den Schlaf und lassen uns morgens vor dem ersten Kaffee an den Papierstapel auf dem Schreibtisch denken? Ach, Sie kennen das? Obwohl ich eine Nachteule bin, schlug ich heute um 4:00 Uhr die Augen auf, um 4:10 die Bettdecke und um 4:30 die Badtür. Um 5:00 Uhr saß ich am Schreibtisch und nützte den Cliffhänger-Effekt! Den was?
Haben wir eine Herausforderung vor uns (und deren gibt es vor dem Jahreswechsel viele) bauen wir geistige Spannung auf. Diese löst sich erst dann, wenn wir die Aufgabe gemeistert haben.
Die russische Psychologin Bljuma Zeigarnik (Zeigarnik-Effek) beobachtete in einem Café einen Kellner wie er sich mehrere Bestellungen hintereinander merken konnte – ohne Notizen. Als er die abgearbeitet hatte, konnte er sich nicht mehr an diese erinnern.
Darauf hin führte sie an der Universität Berlin ein Experiment mit 164 Probanden durch, die Aufgaben lösen mussten. Bei jenen, die mitten in der Aufgabe unterbrochen wurden, blieben die unerledigten Dinge bis zu 90 Prozent besser im Gehirn als bei jenen, die fertig werden durften.
Was lernen wir daraus?
Das Nutzen des Cliffhänger-Effekts (den übrigens auch Fernsehserien einsetzen, also abbrechen wenn´s am spannendsten ist) ist ein effektives Mittel gegen die Aufschieberitis: Fangen Sie einfach ein paar Minuten damit an, beginnen Sie mit einigen Arbeitsschritten und notieren Sie den Rest auf der To-do-Liste für …, dann geht auch was weiter! Weil Sie wollen ja mal fertig werden.
Machen Sie bitte eine Liste, mit wenigen Punkten pro Tag. Sie werden diese zügig abarbeiten und ein gutes Gefühl haben. Dinge, die in Zukunft zu erledigen sind, schreiben Sie sich bitte auch auf, aber strukturiert. Sei es nun in Outlook oder ähnlichem, aber nicht endlos in einer Liste, sonst visualisieren Sie zu viel und haben so ständig Unerledigtes vor Augen und eben im Kopf!
Es gilt daher ein gesundes Mittelmaß zu finden: zwischen der noch überwindbaren Klippe (Aufgabe) einerseits und einem motivierenden Cliffhänger andererseits.
In unseren Trainings sagen wir immer: Nicht jene Arbeit, die wir tun, belastet uns, sondern jene, die noch liegt! Erledigen Sie gezielt vor dem Jahresende noch einige Punkte komplett und planen Sie grob das kommende Jahr. Sie werden überrascht sein: Wenn wir uns etwas konkret vornehmen, erledigen wir oft mehr, als wir glauben…